Mit Cannabinoiden gegen Migräne-Attacken
Cannabinoide eignen sich möglicherweise zur Vorbeugung von Migräne-Attacken genauso gut wie herkömmliche Pharmazeutika. Dies zeigt eine auf dem 3. Kongress der European Academy of Neurology in Amsterdam vorgestellte Studie.
Die vor kurzem in Deutschland erfolgte Liberalisierung der Cannabis-Nutzung für medizinische Zwecke hat die Debatte in ganz Europa neu entfacht. Während in der Politik nach wie vor das Pro und Contra dieser Behandlungsmethode diskutiert wird, erweitern Wissenschaftler laufend das Wissen über den Einsatz von Cannabinoiden. So haben die Autoren der in Amsterdam präsentierten Studie untersucht, ob sich Cannabiswirkstoffe zur Kopfschmerz-Prophylaxe oder zur Akutbehandlung von Patienten mit Migräne und mit Clusterkopfschmerzen eignen.
Das Forscherteam um Dr. Maria Nicolodi musste in einem ersten Schritt allerdings zunächst herausfinden, welche Dosis zur wirksamen Bekämpfung der Kopfschmerzen nötig ist. 48 Migräne-Patienten erhielten zunächst zehn Milligramm einer Kombination aus zwei Präparaten, von denen das eine 19 Prozent Tetrahydrocannabinol (THC), das andere so gut wie kein THC, dafür aber 9 Prozent Cannabidiol (CBD) enthielt. Dabei stellte sich heraus, dass Dosen unter 100 mg oral wirkungslos blieben. Erst 200 mg reduzierten akute Schmerzen um 55 Prozent.
In einer Phase-2-Prüfung wurden 79 Patienten mit chronischer Migräne drei Monate lang entweder mit täglich 25mg Amitriptylin oder 200mg der THC-CBD-Kombination behandelt. 48 Clusterkopfschmerz-Patienten erhielten entweder ebenfalls 200mg THC-CBD oder täglich 480 mg Verapamil. Bei akuten Schmerzen wurden bei beiden Kopfschmerzarten weitere 200mg THC-CBD verabreicht.
Die Ergebnisse nach dreimonatiger Behandlung und einem Follow-Up nach weiteren vier Wochen fielen vielschichtig aus. Während die THC-CBD-Kombination in der Migräne-Prophylaxe mit einer Reduktion der Attacken um 40,4 Prozent sogar geringfügig besser wirkte als Amitriptylin (40,1 Prozent), wurden Schwere und Anzahl von Clusterkopfschmerz-Anfällen nur in geringem Ausmaß gesenkt. Bei der Auswertung der Akutschmerz-Einsätze stießen die Forscher auf ein interessantes Phänomen: Bei Migräne-Patienten reduzierten die Cannabinoide die Schmerzintensität um 43,5 Prozent. Bei Clusterkopfschmerz-Patienten gelang das in exakt dem gleichen Ausmaß – allerdings nur bei jenen, die in der Kindheit unter Migräne gelitten hatten. Ohne diese Vorgeschichte blieben THC&CBD im Akutfall völlig wirkungslos. „Wir konnten zeigen, dass Cannabinoide zur Vorbeugung von Migräne eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungen sein können. Zur Akutbehandlung von Clusterkopfschmerzen sind sie nur bei Patienten mit einer Migräne-Historie geeignet“, fasste Nicolodi zusammen.
Von auftretender Müdigkeit und Konzentrationsschwächen abgesehen, waren die im Studienzeitraum zu beobachtenden Nebenwirkungen übrigens durchwegs positive. Vor allem bei Frauen nahmen auch Magenschmerzen, Darmentzündungen und Schmerzen des Bewegungsapparates ab.
Migräne
Die Bezeichnung der Volkskrankheit stammt aus dem griechischen und bedeutet „halber Schädel“. Aktuell leiden circa 10% der menschlichen Bevölkerung unter der neurologisch bedingten Krankheit. Dabei sind am häufigst betroffen Frauen. In Deutschland allein gibt es circa 8 Millionen Menschen, die unter Migräne leiden. Hauptsächlich sind Menschen im Alter von 25 bis 45 Jahren betroffen, doch können sich bereits im frühen Kindesalter die ersten Anzeichen (häufig starke Kopfschmerzen) des Krankheitsbildes abzeichnen. Nicht nur wir vom CBD Ratgeber haben uns die Frage gestellt, ob CBA bei Migräne helfen kann.
Das Krankheitsbild von Migräne
Die Symptomatik zeigt sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das reicht von pulsierend heftigen Kopfschmerzen, über Übelkeit und Schwindel, bis hin zu starken Wahrnehmungsstörungen und sogar komatösen Zuständen. Ein Migräneanfall wird von Migränepatienten oftmals 2 bis 3 Tage vorher wahrgenommen (Vorbotenphase), bis sich dieser komplett zum äußerst schmerzhaften Höhepunkt entfaltet. Zu den bekanntesten Vorbotensymptomen zählen: Leichte Übelkeit, Verdauungsstörungen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Heißhunger und natürlich leichte bis mittelstarke Kopfschmerzen. Auch zählen nicht selten Schafstörungen, Stimmungsschwankungen und sogar heftige Depressionsschübe dazu.
Wie bei es den meisten Krankheiten ist, wird auch die Migräneerkrankung in verschiedene Bezeichnungen unterteilt bzw. eingestuft. So gibt es zum Beispiel die gewöhnliche Migräne. Diese zeichnet sich durch einseitige Kopfschmerzen aus, die meistens durch körperliche Aktivitäten verstärkt werden. Die gewöhnliche Migräne birgt aber auch alle oben genannten Vorboten und kann von 4 Stunden bis hin zu 3 Tagen andauern. Im Gegensatz zur gewöhnlichen äußert sich die klassische Migräne. Diese geht mit einer Aura einher. Damit ist gemeint, dass der Betroffene, während eines Anfalls, unter starken Wahrnehmungsstörungen leidet. Dazu zählen Sehstörungen, motorische Störungen und auch Sprachstörungen. Nicht selten werden von daher die Symptome einer klassischen mit denen eines Schlaganfalls verwechselt.
Kann CBD bei Migräne helfen?
Das aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnene CBD (Cannabidiol) weist in erste Linie eine blockende wie auch hemmende Wirkung auf. Das bedeutet, dass die körpereigenen Cannabinoide (Anandamid (AEA) und 2-Arachidonylglycerin (2-AG) positiv stimuliert auf das eingenommene Cannabidiol reagieren. Dabei entsteht ein Zusammenspiel bzw. eine Wechselwirkung.
Im Fall der Migräne-Krankheit kann CBD wie folgt wirken: Die im menschlichen Gehirn vorhandenen Rezeptoren werden durch das CBD angeregt, das Senden und Empfangen von verschiedenen Botenstoffen zu verstärken. Unter anderem werden auch die Botenstoffe, die für das Ausdehnen und Zusammenziehen von Blutgefäßen zuständig sind, durch das Cannabidiol angesprochen. Dabei entsteht eine positive Wechselwirkung, die den Druck aus den ausgedehnten Blutgefäßen nimmt. Diese ausgedehnten Blutgefäße drücken auf bestimmte Regionen des Gehirns, was wiederum eine der Hauptursachen für den lähmenden Kopfschmerz bei Migräne darstellt. Weiter kann CBD bei Migräne ebenso auf das komplette Nervensystem entkrampfend und entspannend wirken.
Cannabidiol bei Migräne eingenommen kann ebenfalls der Übelkeit und den Verdauungsstörungen entgegenwirken, da CBD eben auch bei vielen Magen- und Darmkrankheiten eingesetzt wird. Weiter wirkt Cannabidiol auch durch die Tatsache, dass CBD die körpereigene Produktion von Glutamat eindämmt, was sich ebenfalls als extrem schmerzlindernd erweisen kann.
Quelle: https://cbdratgeber.de/therapie/migraene/
Medizinische Studien zum Thema (Englisch):
- Clinical endocannabinoid deficiency (CECD): Can this concept explain therapeutic benefits of cannabis in migraine, fibromyalgia, irritable bowel syndrome and other treatment-resistant conditions?
- Effects of anandamide in migraine: data from an animal model
- Cannabinoids and hallucinogens for headache
- The endocannabinoid system and migraine
- Variations in the cannabinoid receptor 1 gene predispose to migraine